Deeskalation & Kommunikation

Bereits vor der Covid-19 Pandemie wurde eine steigende Tendenz zur Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung beobachtet. Eine Querschnittstudie aus dem Jahr 2021 zeigt, dass nach der Pandemie in europäischen Ländern dieser Trend weiter ansteigt und eine zunehmende Verdichtung von Reizbarkeit und aggressivem Verhalten bestätigt werden kann. G.Maio bringt mit der Bedeutung der zunehmenden Verletzlichkeit des Individuums und ganzer Bevölkerungsgruppen eine spannende Hypothese hervor, die den Ressourcenverlust durch den Rückbau von Sozialstrukturen bei einem steigenden Trend zum zwischenmenschlichen Wettbewerb betont. Der Druck, nicht zum/zur VerliererIn zu werden, macht verletzlich. Stress wirkt Ressourcen bindend und nimmt dem Individuum die Kapazität, konstruktive Lösungen in zwischenmenschlichen Konfliktsituationen zu finden. Es besteht eine stärkere Grundverletzlichkeit, die durch äußere Umstände intensiviert wird (Maio, 2024). Auch ethische Fragen müssen durch diese Veränderungen neu diskutiert werden. Denn in einer vulnerablen, verunsicherten und zunehmend multikulturell geprägten Gesellschaft, verschieben sich moralische Werte und Normen.

Aggressives Verhalten kann als gescheiterter Kommunikationsversuch gedeutet werden, dem ursprünglich die Intention nach Verbundenheit zugrunde lag (Wesuls, ProDeMa 2010). Die psychosozialen Spuren der Coronapandemie, wie die deutliche Zunahme von Ängsten und Reizbarkeit wirft die Frage auf, was es braucht, um die Gesellschaft und das darin lebende Individuum zurück ins Gleichgewicht zu führen und Resilienz und Vertrauen zu stärken (Maio, 2024). Als Antwort auf die zunehmende Gewaltbereitschaft, die sich auch in medizinischen Einrichtungen widerspiegelt, reagieren viele Institutionen mit dem Angebot, MitarbeiterInnen professionelle Deeskalationsschulungen zukommen zu lassen.

Ziele eines Deeskalationstrainings

  • Verbale Deeskalationsstrategien erlernen
  • Erkennen von primär-Emotionen, die dem aggressiven Verhalten zugrunde liegen.
  • Systemisch bedingte aggressionsauslösende Reize erkennen und ggF verändern ( in Schulen, Gesundheitseinrichtungen, am Arbeitsplatz, privat. )
  • Körperintervention und Selbstverteidigung
  • Nachsorge für Betroffene von verbaler und / oder physischer Gewalt
Deeskalation